Chiharu Koda memore kanten

Inhalt

  • Konzept
  • Installation
  • Text und Video aus der Kindheitserfahrungen
  • Generierte Grafik
  • Skizze und Bilder
  • Bildverarbeitung
  • Fotos

Konzept

Wie ein Raum entsteht? Wie wirken Erfahrungen und Begegnungen auf meine vergangene Erinnerungen?

Seit mehrere Jahren arbeite ich daran Formen für Erinnerungen zu finden. Dazu beschäftige ich mich mit meinen Kindheitserinnerungen. Ich denke, ein Raum wird nicht nur von Materialien oder Objekten beeinflusst, sondern auch von Menschen und Erinnerungen. Die Erinnerungen sind plastisch und ändern sich je nach Umgebung, Ereignissen, Bildern und Filmen, die man später anschaut und Personen, die man später trifft. Intensive und wichtige Erlebnisse werden im Gehirn gesammelt und gestapelt. Die Schichten der Erinnerungen verknüpften sich mit unterschiedlichen Gefühlen. 

chiharu koda memore konzept

Das Projekt „memo.re” basiert auf einer Kindheitserfahrung. Als ich ein Kind war, spielte ich zwischen einem Bewässerungskanal und einem Staudamm. Beim Springen über einen Fluss begegnete ich einem japanischen Riesensalamander. Sie gehören zu den größten lebenden Amphibien. Seit dieser Begegnung denke ich an Salamander, wenn ich Fische im Wasser schwimmen sehe. Ich beobachte, wie sich mein Erinnerungsgefühl durch verschiedenen Faktoren von Außen über die Zeit verändert. Es ist, als wurde im Moment der Begegnung mit dem Salamander eine Spore für die Erinnerung in mein Gedächtnis gesetzt. Daraus erwuchs eine neue Pflanze. Ähnlich einer Archäologin erforsche ich die Formen der einzelnen Schichten, um den Wachstumsprozess der Erinnerungen besser zu verstehen.

chiharu koda memore konzept

Für das Projekt, wählte ich drei Kindheitserinnerungen aus der Zeit, in der ich dem Riesensalamander begegnete, aus und schrieb darüber drei kurze Texte. Die drei Texte von mir wurden jeweils von Verena Wippenbeck filmisch interpretiert. Parallel dazu findet durch mich eine bildnerische Auseinandersetzung mit meinen Erinnerungen in Form von Zeichnungen und Objekten statt. Über eine Gehirn-Computer-Schnittstelle werden Messdaten von mir erfasst, während ich die Filme von Wippenbeck anschaute. Auf einem Bildschirm erscheinen generische Darstellungen. Die Datenvisualisierung und Bildverarbeitung wurde von Studio Fluffy entwickelt. Die Installation befand sich im Hof einer alten Druckerei. Für die Arbeit verwendete ich unterschiedliche Materialien wie Drähte, Beton, Gelee aus Agar-agar, Fundsache aus meiner Heimat und generische Grafik auf Basis der Messungen meiner Gehirnaktivität auf einem Bildschirm.

Installation

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chiharu koda memore 1
memore installation koda
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chiharu koda memore

> Weitere Fotos und
Video der Installation

Texte und Video aus der Kindheitserfahrungen 

Die drei Texte aus meine Kindheitserfahrungen und die Filme, die Wippenbeck aus den Texte  filmisch interpretierte. 

Im Schnee

Ich war am Tag den ganzen Tag in einem kleinen Skigebiet in der Nähe meiner Großeltern. Im Winterferien geförte das Skifahren mit meinem großem Bruder zu meinem Alltag. Am Anfang hatte ich Angst, auf einen Einsitzer-Skilift zu steigen. Ich mochte  aber den Moment, als der kleine Skilift mich wie mit einen Löffel aufhob. 

Am Nachmittag, als ich nicht mehr wusste, wie oft ich mit dem Lift rauf und runter skigefahren bin, konnte kleine Kurve nicht gut nehmen und ging vom Kurs ab. Bis zu meinen Oberschenkeln steckte ich im Schnee. Ich konnte mich nicht bewegen. An Wochentagen waren nur wenige Leute im Skigebiet und fuhr niemand vorbei. Das Geräusch der Ampel beim Einstieg des Skilift schlug einem gleichmäßigen Rhythmus. Ich dachte über Tiere nach, die sich zu der Zeit im Winterschlaf befanden. Irgendwann fand mich doch ein Mann und zog mich leicht hoch.

Heute ist dort kein Skigebiet mehr. Doch jedes Mal, wenn ich im Frühling an dem Ort vorbeikomme, erinnere ich mich an den hohen Schnee und wie ich als ein kleines Mädchen in der Luft schwebe.

Die Straße

Am Sommeranfang denke ich manchmal an eine schmale Straße, die sich zwischen einem kleinen Bach am Berg und einem Fluß befand. Die Straße war aus Asphalt. Nur ein Auto konnte knapp auf ihr fahren. In einer Nacht saß ich auf dem Rücksitz eines Autos. An diesem Tag fuhren wir auf dieser schmale Straße, die wir normalerweise nicht nutzten. Durch das geöffnete Fenster hörte ich ungewöhnliche Geräusche. Als würde jemand die kleinen Blasen einer Luftpolsterfolie  zerdrücken. Das kam weder aus der Richtung des Flusses noch vom Berg. Das Geräusch (blieb mir lange in meinen Ohren) hörte nicht auf. Ich suchte nach der Ursache des Geräusches und öffnete das Fenster soweit es ging. Die Äste waren so nah, ich spürte wie sie mich piksten.

Am nächsten Tag ging ich die Straße entlang. Obwohl es nicht geregnet hatte, sah ich von der Ferne deutlich Reifenspuren auf der Straße. Die dunklen Reifenspuren bestanden aus abgeflachten Fröschen. Das muss der Grund für das Geräusch gewesen sein. Die Frösche versuchten wahrscheinlich die Straße vom kleinem Bach hin zum Flussufer zu überqueren. Ich habe auf Autoschildern Vorsicht bei Hirschen und Krabben gesehen, aber keine Frösche, keine Ameisen.

Riesensalamander

Als ich Grundschülern war ging ich in den Sommerferien oft zu meinen Großeltern. Sie lebten an einem Ort, der von Bergen umgeben war. Es gab einen Fluss im Tal. Ich ging am am Rand entlang hinauf auf einen kleinen Damm. Etwa 2-3 m über der Wasseroberfläche befand sich eine Betonmauer, von der aus Kinder mit Spaß in den Fluss sprangen. Das Wasser war so tief, dass wir den Grund des Flusses nicht sehen konnten – und selbst wenn ich hineinsprang, konnte ich den Boden nicht erreichen.

Eines Tages mitten im Sommer, als die Sonne stark schien, erfuhr ich von einem Lebewesen namens Riesensalamander. Wie immer spielte ich in der Nähe des Damms mit den Kindern aus der Nachbarschaft. Am Tag sprang ich wie immer von der selben Stelle in das Wasser und trat auf etwas Schleimiges. Ich fühlte, dass ich das klitschige Objekt nicht zerdrückte sonder nur eindrückte.

Am Abend erzählte ich meinem Großvater davon. Er sagte: Es war wahrscheinlich ein Riesensalamander.“ Ich erfuhr, dass ein Riesensalamander dort lebte und dass er alle paar Tage auftauchte um Luft zu holen. Er erklärte weiter, dass der Riesensalamander spitzte Zähne hat. Wenn er einmal zubeißt, dann lässt er nicht wieder los und dreht sich um die eigene Achse bis er seine Beute abgebissen hat.

In dieser Nacht dachte ich über den Riesensalamander nach. Ich machte mir Sorgen. Ob es dem riesigen Salamander wohl gut ginge. Und ich war erleichtert, dass ich nicht gebissen wurde. Seitdem habe ich aufgehört, von dort in den Fluss zu springen. Selbst jetzt bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich ein riesiger Salamander war, aber jedes Mal, wenn ich einen schwimmenden Fisch sehe, erinnere ich mich an diesen Fluss, der inzwischen modernisiert und dessen Ufer betoniert wurde. 

Generierte Grafik

Die Formen des Grafik entstanden aus der Skizze fürs Projekt. Das Video wurde aufgenommen, während Koda   die Brain-Computer (Open BCI) aufgesetzte und drei Video von Wippenbeck sah. Wie die Grafik erscheinen hängt davon ab, ob die Person, die das Gerät repariert, entspannt oder konzentriert ist. 

Skizze and Bilder

memore chiharu koda skizze
memore chiharu koda skizze
chihrukoda skizze filtering1
chiharu koda memore skizze

O.T. (memo.re)
Chiharu Koda
2021
Tinte und Guasch auf dem Papiar
B4

kaefer_skizze1 chiharu koda
kaefer_skizze3 chiharu koda

O.T. (Form)
Chiharu Koda
2021
Copic und Bleistift auf japanischem Papier
A4

salamander chiharu koda

O.T. (Riesensalamander)
Chiharu Koda
2021
Guasch auf Leinwand
25 x 30 cm

Bildverarbeitung

Chiharu koda memore
chiharu koda memore
filterling chiharu koda memore
memore
Degital Zeichnung Die Farben wurde rausgewählt für die Generic Growth‭. ‬Die koppelt mit der Gehiernwelle‭.‬

Fotos

Sichten in der Natur. Spuren der Natur. 

sichten im Wald chiharu koda
Sichten am Meer Chiharu koda
setouchi 2 chiharu koda
see 2 chiharu koda
memore see1 chiharu koda
chiharu koda foto okayama